Saturday, October 21, 2006

Furcht II.

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Furcht.


Nach wie vor kommt die Furcht ohne Ausrufzeichen aus, mit einem Punkt zum Schluss, nicht einmal ein Artikel muss ihr vorgestellt werden, um vor uns zu bestehen.
Der Spätherbst, also das Winterservice brachte mich zurück an die Peripherie Graz Nord, an der ich großgeworden bin. Eine gute Stunde Zeit um sich ein bisschen umzuschauen. Ein Eckcafe Namens Bellami. Rüstige 50jährige, die diskutieren warum sie von der ÖMV in die Frühpension entlassen wurden, beleibte 30jährige die diskutieren, dass der Gusi ihnen jetzt die Jobs verschaffen soll.
Kick!, Turbo! Schuh, NKD, außerhalb dieser Läden gammeln die Alkis herum, in den Läden suchen sonderbare Frauen in sonderbaren Wühlkisten nach nicht weniger sonderbaren Plastikhandtaschen. Bei Traude und Franzi’s Hexenscheune versucht man’s schon am Vormittag mit Bier.
Und gelegentlich sieht man Bessersituierte durchsausen, in feinem Tuch besorgen sie etwas im Fressnapf für ihr Viehcherl, im Baumax ein paar Holzbrikets für die neue Bioheizung oder den Kachelofen. Sie alle bewegen sich geschickt zwischen den Großstadtzombies hindurch. Dann setzen sie zum Endspurt an. Einige Meter voller Konzentration, Blick aufs Auto, Griff in die Manteltasche, ein Knopfdruck auf den Autoschlüssel, die Türen entriegeln sich und schnell, schnell, alles rein. Ein Durchatmen im Auto, während der Diesel stottert, ein kurzer Blick in den Rückspiegel, nur keinen von den Zombies beim Reversieren mitnehmen, das wär ja noch schöner und Abfahrt. – Weil so werden wir nie! Dagegen werden wir angekämpft. Mit großer Furcht. Angst auch, klar, aber am Anfang war die Furcht.


Euer Wa.

Ps.: Unter uns: Keine Angst, ok?

Friday, October 20, 2006

Unsere Furcht (I)

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20.10.06

Unsere Furcht.

Noch einen kleinen Blick auf die Headline bitte, danke. Furcht braucht kein Ausrufzeichen, kein Rufzeichen. Sie genügt sich ihrer selbst. Ein Punkt als Satzende reicht um sie anzukündigen. Apropos Furcht: Sie kennen es sicher auch, dieses Körnchen Unbehagen, das keine Perle in der Muschel, sondern einen Alp im Gehirn schafft.
Ich wurde am nächsten Tag wirklich fündig. Clarissa Starlight wühlte das halbe Kastner Sporthaus um, um den einen, ja, ganz genau den einen und keinen anderen Rucksack zu finden. So schlimm war das natürlich nicht, aber stellen Sie sich das jetzt einmal so vor. Zu Hause hat meine Herzallerliebste Mag Manu den außergewöhnlichen Rucksack unserer Tochter gesehen und mit ihrem „Riesenauge“ © (Opal Werner) abgescannt und gefragt ob das Objekt der Begierde nicht ein bisschen klobig ist. Im Klartext: haben wir ein Mopserl eingekauft – oder nicht. Clarissa Starlight und ich aus einer Kehle: „Nein, nein, wo denkst du hin.“
Und doch bliebt eben dieses Körnchen an Unbehagen zurück, dass sich in mir Tags darauf gegen Mittag zu einem kleinen Alptraum ausbreitete. Was ist, wenn den Freundinnen der Rucksack nicht gefällt? Nicht aus Neid, Bösartigkeit, oder weil sie falsch gewickelt sind, sondern einfach durch ein schnelles Urteil, wie man das halt macht – gerade in diesem Alter. (Starlight ist Baujahr 1995). Und diese Furcht kennen Sie, nicht?
Dann kommt alles retour. Der Rucksack, die Tochter und die Tränen. Die Tränen wischt man ab, die Tochter baut man auf und den Rucksack – ? Den trägt man dann zurück in den Shop, fragt wahrscheinlich fast eine Spur zu freundlich, ob man ihn umtauschen kann. Wenn das auch geht, in die Suppe wurde doch gespuckt. Das Sauding hat 45 Mücken gekostet! Hat Air Riemen, gepolsterte Rückeneinsätze, ist dreifärbig blau, unheimlich schön hellblau, was außerhalb Roms (Lazio!) kein Problem sein wird und gottverdammt noch einmal, das Ding schaut affenstark aus! Und das gefällt den Freundinnen nicht?

„Ja, gut, O.k. Super, bis bald!“ Das war gerade Clarissa Starlight an der Stripe. Yeeeaaa! Der Rucksack, der Bag, wie es so schön neudeutsch heißt, hat den Test bestanden, und, auch einen Tag danach kommt er noch gut. Ein bisschen kommt da jetzt auch meine Häme durch, dass jetzt liebe Eltern Eure Kinder kommen und sagen, „Du, ich mein, mein Rucksack ist schon super, aber du solltest einmal den von der Clarissa sehen – ich sag ja nur ...“.

Tuesday, October 17, 2006

Die Sorgen der Töchter!

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Zugegeben, der Titel ist ein bisschen hochgegriffen. Wenn jetzt grad einmal nix schlimmes passiert, sind ja die Sorgen eigentlich nah der Null. In Äthiopien wären Sorgen und Freuden wahrscheinlich andere. „Mami, Mami, Papi hat gerade Wasser gefunden!“ Ja das wäre ein Halleluja, denkt man sich. „Aber dann hat der Papi soviel getrunken, dass sein Bauch geplatzt ist!“ Ja, so liegen Freud und Leid in harten Zeiten sehr knapp beisammen.
Also, gestern ging es - wieder einmal - um den Rucksack. Das Teil schleppen wir jetzt seit Clarissa Starlights Volksschulzeit auf unser aller Buckeln herum. Pro Jahr muss das Teil dünner werden und doch sollte alles Platz haben. Irgendwie funktioniert das auch, werden die Rucksäcke tatsächlich immer dünner und lässiger. Kurz, nicht länger als ein halbes Jahr lebt es sich mit dem Sack in Einklang (... nein, das ist kein Scheidungsreport unglücklicher Frauen ... ), doch langsam stellt sich dann das Nörgeln ein, mit Starlights genialem Nachsatz „ ... - ich wollt ja nur sagen.“
Heuer ist es ganz schlimm. Bekommen hat sie ihren letzten im Frühling. Starlight dachte aber nicht an die Konsequenz, dass es im Herbst nichts gibt, wenn es schon im Frühling gegeben hat. „Aber am Schulanfang haben alle einen neuen Rucksack“, wollte sie ja nur sagen. Seit September wird einmal am Tag der Verschleiß sichtbar gemacht. Da ein neues Loch und dort sitzt auch die Naht nicht mehr richtig. Im Grunde grenzt es an ein Wunder, dass die Tochter nicht gleich kiloweise die Hefte und Bücher ausstreut, weil der Rucksack eben ausgelassen hat. Nachdem schon diverse Stricknadeln den Sack gelöchert haben, ist gestern auch noch das Geodreieck zu Bruch gegangen. Na bum!
Zu Mittag am Telefon tat ich verhandlungswillig, ich war es auch. Am späten Nachmittag brach ich die Verhandlungen ab, da war ich es schon nimmer. Am sehr späten Nachmittag teilte mir dann Starlight mit, dass sie morgen von allen bemitleidet werden wird. Ich traute meinen Ohren nicht und fragte nach. „Von allen?“ Und sie antwortete mir „Ja, das machen wir immer. Wenn jemand glaubt, dass er etwas bekommt und es dann doch nicht kriegt, spenden wir ihm alle Beileid.“
Das fand ich dann doch sehr spannend, wie man in der angehenden Mittel- und Oberschicht mit Gefühlen umgeht. Noch dazu mit dieser Spur tugendhafter Arroganz die zweifelsohne aus einer gewissen Sorglosigkeit kommt. Am frühen Abend fragte ich dann noch nach. „Und wenn ich dich morgen nach der Schule abhole und wir einmal in den Kastner schauen, was sagen deine Kolleginnen dann?“ Starlight leuchtete, wie es ihr Name verspricht. „Dann hat die traurige Geschichte ein Happyend und alle freuen sich mit mir!“
Champagner!

Monday, October 16, 2006

SamstagSMSdialog unter zwei Freunden *

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1. Freund: Fahren in Richtung Pappelstadion, soll ich SMS – Moderation machen?
2. Freund: Ja bitte, Alter. Du schaust dir das echt an?
1. Freund: Ja, Fanbus, schlimm, gell?
2. Freund: Ja, du bist hoffnungslos verloren. Hoffentlich verlieren auch die Mattersburger.
1. Freund: Ja, aber ich werde die nächsten 1,5 Monate eh keine Zeit haben ... .
2. Freund: 43. min. Grazer Sportklub führt 3 zu 2 gegen Semriach. Ich bin nämlich leider auch kicksüchtig.
1. Freund: Hey Alter, das ist aber absolut geil! Hab schon geglaubt, ich bin der letzte Suchtkrüppel.
2. Freund: Endstand mit viel Glück 3:3.
1. Freund: Sonnenuntergang in Mattersburg. Unsere Spieler wärmen gerade auf. Alles sehr lieb. Schranz mit Zuruf Begrüßt.

* Auf die SMS mäßige „Alles Kleinschreibung“ wurde in diesem Text auf Grund der besseren Lesbarkeit verzichtet.

Euer wa.wa.

Friday, October 13, 2006

Jetzt lassen Sie endlich die Wutz raus!

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Jetzt frage ich Sie einmal was. Wie lange haben Sie schon Ihre Frau oder Ihren Mann nicht geküsst. Also so wirklich küssen. Na also, wie wäre es damit am Wochenende. Da ja der Regen kommt, ein bisserl nehmen die Wolken eh schon zu, dann machen Sie das einmal so richtig anständig zu Hause, oder nach dem Kino und nüchtern vielleicht auch. Warum ich das jetzt schreibe? Ich weiß nicht, ich finde ganz einfach, Sie sollten wieder einmal die Wutz rauslassen und Ihrem Herzallerliebsten (verwenden Sie niemals das Wort Partner, Sie könnten als Brigitte oder Cosmo Leser verdächtigt werden) das zeigen!

In dem Sinne, nice Weekend, und 100 % bitte!

Thursday, October 12, 2006

Mit beschtem Wüsse und G'wüsse!

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Das eine muss man ja mit großer Genugtuung verkünden dürfen. Gestern wollten uns die Eidgenossen vorführen, so richtig schön wollten sie uns zeigen, warum wir ein weißes minus (-) auf rotem Grund haben und das Volk westlich von uns ein (+). Und alle Medien machten mit, der Standard vielleicht noch am wenigsten, dürfte mit dem besseren Kontakt und Draht zu Hicke zu tun haben, aber sonst? Wie hoch verlieren wir gegen die Schweiz, war die Einserfrage.
Und jetzt? Peinlich, was? So peinlich, dass beispielsweise die Kleine Zeitung nicht einmal von ihrem hohen Ross runter kann um freimütig zuzugeben: Verdammt! Wir haben uns geirrt! Die Jungs sind eh nicht so schlecht! Aber nein, wer da schon im Vorfeld sich von einer Blick-Göre in einer Zweispaltenrubrik attestieren lässt, wie gottverdammt hölzern unser Kick u. vermutlich deren Köpfe sind, der kann ja am nächsten Tag auch nichts anderes als nörgeln – natürlich mit bestem Wüsse und Gwüsse.

Waaaaa!

Tuesday, October 10, 2006

Wenn alles schläft nur der Wanko bloggt!

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Wenn alles schläft, nur der Wanko nicht!

Ja, soweit wird es einmal kommen, wenn man soviel auf gut steirisch zum schöpfen hat, dass man nicht einmal mehr zum Bloggen kommt. Freund Kühnelt, der adrette Herr vom haubentaucher.at hat mir gleich zu Beginn meiner Bloggerei mitgeteilt, dass es mit dem Blogg dann ein Ende hat, wenn man nichts mehr darin tut, sprich wenn man ihn wegsterben lässt. Also, man muss sich nicht einmal abmelden oder so – kann man natürlich, wenn man will, aber es geht auch auf französisch.
Wie ich auf diesen Gedanken komme? Also, langsam komm ich ja fast in Bedrängnis zwischen Roman- u. Bloggschreiben. Und da mein Detektiv Erich Glamser schon wieder hart ran geht, „Bregenzer Blutspiele“ soll der Roman im Übrigen heißen, wird es sich bald zeigen, wie lange der Blogg noch geht.
Aber noch gilt: Wenn alles schläft nur der Wanko nicht, dann gibt es zwar keine Blockmalz Karamellen dafür nicht minder süße selbstverliebte Bloggs.

Eines noch, fällt unter die Rubrik „Was uns die Welt ersparen hätte sollen“: Johnny Cash als Handyklingelton, oder?

Wa.

Friday, October 06, 2006

We are one Family!

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O.k., klar werden Sie sich jetzt denken, was will der Wanko eigentlich. Ja, was will er denn? Große Familie spielen, spinnt der jetzt schon total, leidet der an Vereinsamung? Er will Ihnen einfach mitteilen, dass es schön ist, an einer alles umfassenden Sache teilzunehmen. Zumindest an einer ein bisschen umfassenderen Sache. Wie am Samstag zum Beispiel, da nimmt der Wanko an der „langen Nacht der Museen“ teil. Als Lesender, nicht als Ausstellungsstück.
Genauer gesagt in Leoben (Leom!), in der „Langen Nacht der Museen“, dort liest der Wanko für längere Zeit das letzte mal aus seinem Roman „Seelendschungel“. In der Steiermark vielleicht überhaupt das letzte mal und in Anbetracht dessen, ist der Rahmen ein Würdiger. Also, die „Lange Nacht der Museen“ mit dem Wanko, featuring Mag Manu und Clarissa „Starlight“. Die haben nämlich als spezial Guests zugesagt. Also, um 18:30 in Leoben, im Museumscenter, sind der Wanko, die Mag Manu und die Starlight die Vorhut der Nacht. (Sie geben getrennt od. im Chor Autogramme) Wenn Sie jetzt noch die Stimme vom „Seinerzeit“ ORFler Teddy Podgorski im Ohr haben, kann eigentlich nichts mehr passieren. Der Wanko hätte ja lieber die Stimme von Ossy Kollmann, aber das ist seine Sache, oder?

Thursday, October 05, 2006

Haben Sie die Handynummer von ... ?

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Letztens in der Küche habe ich Tochter Clarissa Starlight mit einer Freundin beim Quatschen zugehört. Neeeiiin, ich hab sie nicht belauscht, ich hab den Abwasch gemacht, während sich die zwei Damen langsam dazu bequemten die Aufgaben zu machen.
Also, da kommt ein SMS zu Starlight geflattert und diese Flugbotschaft verzwitscherte folgendes: „Stehst du noch immer auf ..., weil ich steh noch immer auf ... . Hast du die Telefonnummer von ... ? Ich hätte sie gerne. Wenn ich sie von wo anders bekomme, kannst du sie auch haben.“
Nein, Starlight hat die Handynummer von ... nicht und würde ihn auch nicht danach fragen, teilte sie mir mit.
Um ein bisschen behilflich zu sein, fragte ich, ob die Eltern am Elternabend vielleicht die Handynummern ihrer Söhne und Töchter zusammenschreiben und vervielfältigen sollten. Aber da lag ich ziemlich falsch. Wehe mir! Ich würde ihnen die ganze Show stehlen. Heutzutage ist das nämlich so: Wenn jemand nach der Handynummer eines Andersgeschlechtlichen fragt, ist er in jenen verknallt.
Natürlich gibt es hier verschiedene Möglichkeiten: Fragt einer persönlich nach der Nummer des anderen ist er verknallt und mutig. Lässt er fragen, ist er verknallt und ein bisschen mutig. Traut er sich nichts von beiden, ist er verknallt und sehr vorsichtig, ein Hosenscheißer also. Auf die Anfrage, ob denn Mädchen auch Jungs nach der Handynummer fragen, erntete ich Kopfschütteln. Das sei Aufgabe der Jungs! Sei es drum, das was vor 100 Jahren das zufällig fallengelassene Stecktuch mit Initialen war ist heute die passende Handynummer.
Hat sich im Grunde also nichts getan, was? Und natürlich soll uns das jetzt beruhigen.

Tuesday, October 03, 2006

Die beste Lesung

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Das bin ich Ihnen noch schuldig geblieben. Kollege Austrofred and me, wir hatten am Donnerstag in Leibnitz (wie angekündigt) und am Freitag in Wies eine Lesung. Ja, Donnerstag waren wir alle nicht wirklich gut drauf, sag ich jetzt einmal in absolut eigennütziger Manier. Ich konnte mich auf den Gig einfach nicht wirklich einstellen. Dem Publikum ist es nur vereinzelt aufgefallen, aber dafür mir. Und das reicht eigentlich schon einmal.
Am darauffolgenden Tag in der weststeirischen Gemeinde Wies war es dafür eine absolut abgefahrene Show. Austrofred and me harmonierten, vielleicht lag’s einfach daran, aber eben nicht nur. Das Zauberwort heißt: Interaktive Lesungen. Kleine Geschichten, kleine Episoden, ein bisschen Literatur. Langsam trägt das 5 Jahre lange „gegen den Strich Lesen“ Früchte. In Wies wurde uns bescheinigt, dass wir den besten Leseact seit Gottesgedenken auf die Bühne brachten, neben drei irren Iren, muss der Gerechtigkeit zur Liebe gesagt werden. Aber mit den Freunden von der grünen Insel lass ich mich gerne auf die gleiche Stufe stellen.
Eine Lesung ist eben nicht da um ein Werk zu retten, schon gar nicht um eines zu repräsentieren, weder den Zuhörer zu belehren, noch ihn umzustimmen. Viele Kollegen der alten Schule mögen mich jetzt wohl am liebsten gehängt sehen, aber eine Lesung ist nun einmal da um das Publikum zu unterhalten. Entertainment, sonst nichts. Weil lesen kann jeder für sich zu Hause alleine am besten.



Euer Wa!

Menschen mit Charakter

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Menschen mit Charakter

Was ich das Wochenende so gemacht habe und wie meine Lesungen waren, wollen Sie wissen, also, rollen wir es von hinten auf und beginnen am Sonntag.
Als anständiger Demokrat geht man ja zur Wahl und übt sein Recht aus. Zur Sicherheit nimm ich schon immer Tochter Clarissa „Starlight“ mit. Die richtigen Kreise anzukreuzen, die falschen hat sie zum Glück noch nie getroffen, machen ihr seit jeher Spaß. Man darf also hoffen, dass sie ein ebenso gutgläubiger Trottel wird, wie meine Wenigkeit.
Ja und dann die Pflicht eines echten Grazers, von vielen schon als Sozialdienst belächelt, der Gang auf den Platz. Nicht auf die Balz und nicht auf die Pfalz sondern auf den „Platz“, Sie haben schon richtig verstanden. Und immerhin hatten wir Grund zur Vorfreude. „Unser“ Alen Skoro sollte wieder spielen. Bosnischer Hübschling, mit den schönsten Toren, darum vielleicht auch nicht so viele. Schwer am Bein tätowiert und eben nicht Liebling des Ex-Trainers Schoko Schachner. So viel Beschreibung müsste reichen, um einen Menschen sympathisch machen.

Nein, nein, am Platz trafen wir nicht wirklich Menschen mit Charakter, zumindest was unsere 11 Herrn in Rot auf dem grünen Rasen angeht. Meine Herrn, gegen so eine reingeschissene Wiener Austria darf man doch einfach nicht ... . Viel eher zeigte Starlight mit ihren 11 Jahren Charakter. Als ich nach dem 0:2 und Minute 80. plötzlich meine sieben Zwetschken zu packen begann, schaute sie mich verwundert an. „Wenn wir jetzt gehen, dann sind wir schon gleich wie der Opa und dann red ich sehr lange nicht mehr mit dir!“, sprach sie und schwieg. Dazu ein flehender Blick, so wie von einem Hund, den man vor den großen Ferien abschiebt. Ja, der Opa, der rennt 5 Minuten vor Schluss aus jedem Spiel – und ich weiß wie schlimm das für ein Kind ist, ganz nebenbei: Es gehört sich auch nicht. Und in dem Moment sahen wir das Netz zum 0:3 bauschen. Mein Entschluss zu gehen untermauerte sich. Starlights Entschluss zu bleiben ebenso. Trotzdem brachen wir auf.

Zu meiner Ehren- und Charakterrettung muss ich sagen, dass ich noch ein kleines Interview zur Wahl anstehen hatte, frei nach dem Prinzip: „Und was sagt jetzt der Künstler dazu?“ Aber gut, da hätte man schnell neben die Pinkelwand gehen können und ein paar gescheite Sätze ratschen, hätt’ ich glatt getan – aber nein, dieses mal war es mir ernst: So wie ein scheiß FC Bayern Fan ging auch ich noch vor dem Schlusspfiff, falls Sie verstehen was ich meine. Und dann, gerade bei den Drehkreuzen angelangt passierte es – ich wusste es ja! „Unser“ Alen Skoro, köpfelte noch in der 87. Minute das 1:3. Das ganze Spiel hat er danach gerochen, so stark, dass er schon gar nicht mehr hin wusste, wohin mit sich selbst. Der Ansager nannte den Schützen. Ich konnte C. nicht mehr in die Augen schauen. So lange hat „unser“ Alen Skoro schon kein Tor mehr geschossen und den Blick auf das eine, das stahl ihr der Vater. Zu Hause tröste ich sie. Solch Pein widerfährt bloß Menschen mit Charakter.

Euer Wa.