Friday, September 28, 2012

Michelangelo Pistoletto und die Dosen.

Michelangelo Pistoletto (li) im Gespräch mit Charles Esche. (Foto: Wa.)


Am letzten Tag des Herbst-Camps in der Thalia noch einmal schnell vorbeigeschaut um den guten alten Michelangelo Pistoletto anzugaffen, einer der Hauptbegründer der „Arte Povera“ und zumindest in Italien so etwas wie ein Star. Er wurde im „herbst“ zum Gespräch „Leaving the ghetto of art“ geladen war. Jetzt war ich aber nicht fad und nahm von zu Hause eine von ihm gestaltete illy Dose mit, einige gestaltete er ja für die illy-art-collection, und ließ sie mir signieren. Das Motiv auf der Dose ist übrigens das silberne Mittelmeer mit den angrenzenden Staaten, eh ein Klassiker. Wer Bock auf Pistoletto hat, (und in Graz verweilt), der sollte sich beeilen. Bis zum 14.10. gibt’s ihn in der neuen Galerie zu bewundern, und ab geht die Post:  Michelangelo Pistoletto 
 
Auf gut steirisch: "Dousn" (="Dose" :)
 
Text & Fotos: Wa.

Monday, September 24, 2012

Talking with the haircutter about politics.

Im Radlgeschäft Rebikel improvisiert man: Vorne werden die Haare geschnitten hinten verkauft man Räder.

Ok, also, als ich ein kleiner Junge war, hatte ich nur einen Traum. Nö, nicht so, und vor allem nicht diesen Traum ;), aber vor drei Tagen wollte ich es tatsächlich: Einen „English Haircut“ von  einem English Haircutter verpasst zu bekommen, und das in Graz. (Wir sind ja nicht München, wo das so locker geht).  

Lewis Blissit, Friseur und Koch. Zurück in Großbritannien, steht er wieder hinter den Kochtöpfen.

Geht nämlich jetzt auch in Graz, als Teilprojekt vom „steirischen herbst“-Camp, und kosten tuts auch nix. Wo? Wenn man in die Kosterwiesgasse 5 geht, ins Radlgeschäft Rebikel und Teil des Projekts „The Haircut Before The Party“ (THBTP) sein will. Der Haircut ist übrigens for free. Dort geht man nicht einfach zum Friseur, sondern kommt zum Quatschen über Politik und soziale Themen und das wollte ich. Demzufolge quatschte ich mit Haircutter Lewis Blissit über Politik („Die Rechten haben’s  einfacher, weil die Argumentationen einfacher gestrickt sind!“), über Soziales (Ohne dem geht’s  nicht, das wissen auch die gemäßigten Konservativen!) und eh klar, über Fußball. Lewis ist Sheffield Wednesday Fan, obgleich er in Nottingham aufwuchs. Warum er dann kein Fan von Nottingham Forest (oder Notts County) sei, hat folgenden Grund: „Mein Vater war Shefield Wednesday Fan, also wurde ich es auch. Mit Schal, Trikot und allem Drum und Dran. Wir besuchten auch alle Heimspiele“, so Lewis, „war auch kein Problem, denn Sheffield ist bloß zwei Stunden von Nottingham entfernt.“ Das nenne ich ziemlich anständig.


Wanko! (Noch vor dem haircut - andre Fotos folegen :)



Kurz noch zu meinem Haircut: Meine Wünsche waren ziemlich einfach: „A real English Haircut“. Haircutter Lewis nuschelte etwas über Noel Gallagher, was aber in Anbetracht meiner spärlichen Haar Tracht nicht so einfach zu realisieren war, kurz wurde es aber trotzdem. Den „British Haircut“ gibt’s in der Klosterwiesgasse noch bis Donnerstag ... und zur homepage gehts hier!
 
Wa. (Text & Pictures)

Wednesday, September 05, 2012

Zu Gast bei den Brunettis und Julian Barnes.

Englisches Karo und Canale Grande (Foto: Wa.)

 

Koche können kochen – aber eben nicht nur diese, sondern auch Autoren greifen ganz gerne zum Kochlöffel, wie Julian Barnes, der aktuelle Booker-Preisträger, in seinem ironischen Band „Fein gehackt und grob gewürfelt“ unter Beweis stellt. Jedoch mit dem Kochen ist das nicht so einfach, vor allem wenn man wie Barnes ein Pedant ist.

 

Balsam für den Hobbykoch.

Das Schöne ist, Barnes bekennt sich zum pedantischen Sein und kann über sich selbst lachen. Dabei es ist gar nicht so fasch, als Hobbykoch über den richtigen Umgang mit Kochbüchern zu klagen. „Eine mittlere Zwiebel“, „etwas Mehl“, „eine Prise Salz“. Täte man einen Fahrschüler mit solchen Angaben auf die Straße schicken, „nach Gefühl bremsen“ beispielsweise, würde es oft krachen. Klar lacht hier der Profi, aber wenn Barnes schon mal dabei ist auszuteilen, was in seiner Literatur eher selten vorkommt, dann geht er auch ins Detail. Es werden, ohne sie beim Namen zu nennen, auch hierzulande bekannte Fernsehköche durch den Kakao gezogen, gleich wie echte Starköche und ihre Lokale. Barnes geizt auch nicht mit Hinweisen um Katastrophen zu vermeiden: Der Amateurkoch sollte niemals nach Rezepten mit Fotos kochen, welche meistens gestellt sind und das Desaster des Hobbykochs so richtig sichtbar machen. Das Fazit aus dieser launischen Lektüre, die auch fernab von Moden einen Hauch altenglische Küche mit sich bringt, ist sowohl trefflich als auch tröstlich: Auch ein Desaster am Herd kann fein schmecken!

 

Venedig, des Kochs Dorado.

Ob man Donna Leons Krimis mag bleibt Geschmackssache, ihre Aufzeichnungen über Venedig, zum Beispiel „Kurioses aus Venedig“, sind auf alle Fälle sehr fundiert. Auch nicht von schlechten Eltern ist ihr neu aufgelegtes Buch „Bei den Brunettis zu Gast“. Hier wird in knappen Romanauszügen daran erinnert, welche Speisen Commissario Brunetti gerne isst. Zum anderen porträtiert die Autorin Venedig, gar nicht so unkritisch, von der kulinarischen Seite und stellt dabei auch einige Venezianer vor. Aber wenn es ums Kochen geht, ist die Autorin nicht eitel und überlässt es der Venezianerin Roberta Pianaro. Und die kann traditionell kochen, sage ich jetzt einmal.
Schön werden hier alle Gänge durchgekocht, auch getrennt nach Fleisch, Fisch, oder vegetarisch kann man kochen und das ohne sich jetzt einem hohen Schwierigkeitsgrad auszusetzen. Natürlich kann diese literarisch angereicherte Rezeptsammlung auch im Kontext der Geschichte Venedigs gelesen werden: Das Buch spiegelt so nebenbei Venedigs Reichtümer der alten Zeit wieder. Als Handelsstadt war ja Venedig seit jeher mit allen nur erdenklichen Speisen und Gewürzen in Kontakt, dementsprechend vielseitig sind die Gerichte. Getestet haben wir sie auch: Donna Leons Leibgericht zum Beispiel, das Kürbisrisotto. Benissimo! Also, um dieses Buch zu schätzen, muss man Brunetti nicht heißlieben. Könnte einem fasst die Idee kommen, Brunetti literarisch, also rein fiktiv, aus dem Leben zu ballern ;-).


Scotch Bonnet red, so schön, so scharf, mit Whisky hat er aber nix zu tun. (Foto: Wa.)


Ohne Cilli geht nix mehr.

 Ok, ich geb’s zu, Marillenpalatschinken mit Cilli habe ich noch nicht versucht, wäre aber auch eine Versuchung wert. Diese schönen Exponate hier am Bild habe ich vom Kollegen und Kumpel Mike Markart geschenkt bekommen – Scotch Bonnet Red. Ursprünglich aus der Karibik und echt wow. In der Scoville-Skala befinden sie sich nicht zu Unrecht im oberen Drittel und der Gaumen reagiert zu Beginn „überrascht“, springt wie eine Flipperkugel durch sämtliche Galaxien und dann meint er einfach: Hey Alter, ziemlich hot!

Und hier gehts übrigens zu Mike.


wa.

Saturday, September 01, 2012

Die Baumpflege und der Jakominiplatz.

Baumpflege ist nützlich, aber Vorsicht, auch Ö. Horvath wurde vom Ast erschlagen ... (Foto Wa.)

Der Herbst kommt und die Bäume werden kürzer, nicht nur in Graz. Ich dachte mir insgeheim immer wieder, da sind die Baum-Sadisten unterwegs, weil die Bäume nach dem Stutzen erbärmlich ausschauen, als ob sie dem Touristen die Urlaubsfotos verderben wollten. Stimmt natürlich nicht: Kluge Menschen haben errechnet, dass die Baumkronen gestutzt werden müssen, weil sie sonst unter ihrer eigenen Last zusammenbrechen würden. Zum Verständnis: Das ist irgendwie so, als ob dem Menschen die Haare geschnitten werden müssen, damit er nicht unter dieser Last zusammenbricht. Natürlich geht es hier um nicht mehr ganz stabile Bäume wie die Rosskastanie. Und trotzdem müssen auf Grund des Denkmalschutzes in Parkanalgen wieder Kastanien nachgepflanzt werden. Verstehe ich nicht. Vor 200 Jahren hätte man da vermutlich gscheiter reagiert: Kastanie geht nicht mehr, zu viel Autostinke und depperte Milben, also weg damit. Pflanzen wir halt Birken oder so.
 

Der Jakominiplatz, immer Problemaplatz.

 




Ein paar Schritte weiter befindet man sich am Jakominiplatz. Ich habe schon immer gesagt, der Jakominiplatz in Graz hat ein hässliches Gesicht, zumindest seit der Nachkriegszeit. Daran konnte bis heute niemand etwas ändern. Seit jeher ist er ein Dorado für junge und nicht mehr so junge Rohrkrepierer. Eine Ansammlung von Fastfood-Ketten macht dieses Problem jetzt gerade nicht einfacher. Bis jetzt hatte man von gewissen Jugendlichen zumindest in den Geschäften im Steirerhof halbwegs eine Ruhe. Klar, die Jungs müssen wo hin, man kann sie ja nicht zu Hause verstecken: Klar, müssen die wo hin: Beispielsweise in eine Hacke und sei es Sozialarbeit – gerade im Sozialbereich kann man Jobs finden, wenn einem das Wasser bis zum Hals steht. Die Jungs launisch durch die letzten Geschäfte am Platz spazieren zu lassen, alles angreifen und blöde Witze machen lassen? Ja sicher, aber nicht im Steirerhof am Jakominiplatz in Graz. Der liegt immerhin im 1. Bezirk (in Graz) und nicht im 12. Bezirk (in Wien). Die Verkäuferinnen fühlen sich überfordert und auch desillusioniert. Und unten schlurfen die Parkwächter und schauen ob der böse Autofahrer nicht eine Minute über die Zeit steht. So wird man das Problem nicht lösen und die Innenstadt nicht wieder beleben können.


Wa.