Thursday, November 05, 2015

Philip Kerr: Kick and rush!




Philip Kerr ist ein englischer Trillerautor höchster Qualität. Er reüssierte bereits mit „Game over“, oder „Das Wittgensteinprogramm“ und wurde damit unter anderem mit dem Deutschen Krimi Preis ausgezeichnet. Mit „Der Winter Transfer“ legt der Fußballfan nun seinen ersten Fußball-Thriller vor. „Der Winter Transfer“ handelt von einem Co-Trainer, der prinzipiell nur eines versucht, seine Mannschaft London City auf Vordermann zu bringen und ein halbwegs gutes Mannschaftsklima aufrechtzuerhalten. Plötzlich findet man einen ehemaligen Freund und Mannschaftskollegen von Scott erhängt auf einem Mast vor dem Wembley-Stadion baumeln. Ziemlich unangenehm, dass dieser noch vor Stunden bei Scott auf Besuch war. Als dann noch der Trainer der Mannschaft ermordet wird, hört sich der Spaß auf und Scott, mit viel Insiderwissen ausgestattet, beginnt auf eigene Faust zu ermitteln.

Der Zug zum Tor

Nun denn, es gibt kaum etwas Schwierigeres, als ein gelungenes literarisches Werk zu schaffen, das an die Leidenschaft des Autors gekoppelt ist. Zu viele Ausschweifungen, zu viele Details, Seiten also, denen der mäßig interessierte Leser nicht folgen mag. Noch problematischer wird es, wenn es hier um ein Thema geht, auf das die eine Hälfte der Gesellschaft brennend, die andere jedoch überhaupt nicht interessiert, nämlich Fußball. Dazu kommt noch, dass fußballbegeisterte Personen jetzt gerade nicht als überdurchschnittliche Leser bekannt sind. Doch Philip Kerr meistert dies grandios. Hin und wieder erzählt der deklarierte FC Arsenal Fan eine Nuance zu viel, das kann als brasilianisches Dribbling quotieren, ich zwicke ihm da aber schon in die Eier. Aber: Er hat einen Zug zum Tor, sprich: Die Spannung lässt nicht nach. Nun, Weihnachten naht, und wollen die Damen unter den Lesern ihren fußballversessenen Partnern ein Buch schenken, welches denen so richtig Spaß macht, wäre „Der Winter Transfer“ ein guter Griff.

Wa.
Philip Kerr: „Der Winter Transfer“, 425 Seiten, Tropen Verlag

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